„Ärzte für sexuelle Gesundheit“ (AefsG) ist ein gemeinnütziger Schweizer Ärzteverein mit dem Zweck: „Förderung der sexuellen Gesundheit und Einhalten der sexuellen Rechte“. Der Verein engagiert sich in den Bereichen „Liebe und Sexualität, sexuell übertragbare Infektionen (STI), Probleme mit den sexuellen Funktionen sowie sexuelle Gewalt“.
Zielgruppen sind alle in der Schweiz lebenden Menschen und die Ärzteschaft. Wir wollen nicht nur Menschen mit erhöhtem Risiko (wie Homosexuelle, Prostituierte, Drogenabhängige) erreichen. Unsere Informationen richten sich auch an alle anderen Menschen, da für diese noch ungenügende Angebote existieren. Es ist zu wenig bekannt, dass sexuell übertragbare Infektionen wie Chlamydiose, Herpes und HPV in der ganzen Bevölkerung häufig vorkommen und gravierende gesundheitliche Probleme (Unfruchtbarkeit, Krebs etc.) verursachen können. Viele Menschen leiden auch unter verschiedenen sexuellen Problemen, über die zu wenig sachgerecht informiert wird. Ärzte für sexuelle Gesundheit will diese Lücke füllen.
Die Geschäftsstelle mit Sitz in Wetzikon koordiniert die Aktivitäten des Vereins. Seine Haupttätigkeit besteht in der Aufarbeitung von wissenschaftlichen Informationen für alle Altersgruppen, Geschlechter und sexuellen Identitäten in der Schweizer Bevölkerung. Der Verein macht die fundierten Informationen der Sexualmedizin über die Homepage, Broschüren, Faltblätter und Wartezimmer-Plakaten möglichst vielen Menschen zugänglich. Eine ärztliche Hotline (Email und telefonisch) steht jedermann für persönliche und allgemein Fragen zur sexuellen Gesundheit zur Verfügung.
Mit unserer Sensibilisierung Initiative für Ärzte hat zum Ziel, die Ärzteschaft für eine aktivere Rolle für die sexuelle Gesundheit zu gewinnen. Der Ärzteschaft käme natürlicherweise eine zentrale Rolle in der Prävention der sexuellen Gesundheit zu. Es gehört zur ärztlichen Tätigkeit Menschen/Patienten zu beraten, sachgerechtes Wissen zu vermitteln, die Sexualanamnese zu erheben, Diagnosen und die Indikation für sachgerechte Behandlung auch im Bereich der sexuellen Gesundheit zu stellen. Leider ist die Ärzteschaft sich dessen zu wenig bewusst und verfügt oft über zu wenig sexualmedizinischem Wissen. Ärzte für sexuelle Gesundheit unterstützen sie mit Seminaren, Weiterbildungen und Fachartikeln.
Mit über 300 Mitgliedern – vorwiegend Ärzte aus allen Landesteilen – und anderen Einzelmitgliedern, verfügt der Verein einerseits über ein geballtes Fachwissen und andererseits über das Netzwerk die neusten Erkenntnisse im Bereich der sexuellen Gesundheit zu verbreiten.
5-19/ap
Organisation
Die Mitgliederversammlung ist das oberste Organ des Vereins. Sie wählt den Vorstand, den Präsidenten und die Revisionsstelle bzw. den Revisor auf zwei Jahre.
Dem Vorstand obliegt es, den wissenschaftlichen Beirat zu bestellen und Mitglieder in den Verein aufzunehmen. Er konstituiert sich mit Ausnahme des Präsidenten selbst. Der Vorstand führt die Geschäfte des Vereins. Er vollzieht die Beschlüsse der Vereinsversammlung und verfügt über die Kompetenz, die Vereinstätigkeiten entsprechend den Statuten zu gestalten und Aufgaben an das Sekretariat, ehrenamtliche Mitarbeiter zu delegieren oder Aufträge an Fachleute und Firmen zu vergeben. Er vertritt den Verein gegen aussen.
Der Revisor prüft das Rechnungswesen und die Geschäftsführung des Vereins.
Ärzte für sexuelle Gesundheit, ist in jeder Beziehung unabhängig, sowohl finanziell, religiös oder ideologisch. Er ist politisch neutral. Der Verein ist auch in jeder Beziehung unabhängig von staatlichen Institutionen, privaten Firmen oder Einzelpersonen sowie anderen Nichtregierungs-Organisationen. So hat er nie Subventionen oder finanzielle Zuwendungen von staatlichen Institutionen bezogen und daher den Steuerzahler nie belastet.
Die Einnahmen generiert er von Mitgliederbeiträgen, Legaten oder privaten Spendern oder Sponsoring durch verschiedene Firmen.
Ärzte für sexuelle Gesundheit Schweiz lässt sich bei seiner Aufklärungs- und Präventionstätigkeit einzig durch evidenzbasierte Erkenntnisse, die medizinische Ethik und die universalen Menschenrechte (Menschenrechtskonvention sowie sexuelle Rechte) leiten.
Vorstand
Der Vorstand wurde am 20. Januar 2022 letztmals gewählt und besteht aus fünf ehrenamtlichen Mitgliedern. Er bildet das Leitungsorgan des Vereins.
Dr. med. Kurt April, Präsident FMH Psychiatrie, Sexualmedizin
Dr. med. Max Solenthaler, Aktuar FMH Innere Medizin, Hämatologie
Dr. med. Walter H. Häcki, Beisitzer FMH Gastroenterologie
Dr. med. Petra Lugger, Beisitzerin Fachärztin für Chirurgie (Koloproktologie)
med. pract. Ramon Vettiger, Beisitzer und Stellvertreter von Dr. med. Kurt April FMH Psychiatrie & Psychotherapie, psychiatrische Forensik
Team
Dr. med. Kurt April, Präsident FMH Psychiatrie, Sexualmedizin
Yvonne Hänggli, Sekretariat
Wissenschaftlicher Beirat:
Prof. Dr. med. Johannes Bitzer Gynäkologie und Geburtshilfe, Basel
Prof. Dr. Guy Bodenmann Psychologe Psychologisches Institut, USZ
Prof. Dr. med. Nicolas Diehm Angiologie, Zentrum für Gefässmedizin
Prof. Dr. med. Daniel Fink Gynäkologie, Zürich
Prof. Dr. med. Lars French Dermatologie und Venerologie, USZ
Prof. Dr. med. Uli Herrmann Gynäkologie und Geburtshilfe FMH, Biel
Prof. Dr. med. Peter Itin Dermatologie und Venerologie, Basel
PD Dr. phil. Andreas Mokros Forensik, Psychiatrisches USZ
Prof. Prof. h.c., Dr. rer. nat. Karin Mölling Virologie, Zürich/Berlin
PD Dr. med. Alexander Müller FMH Urologie, Spital Limmattal
Prof. Dr. med. Beat Müllhaupt Gastroenterologie, USZ
Prof. Dr. rer. nat. Boris Quednow Experimentelle Pharmakopsychologie, USZ
Leitbild
Die Definition von sexueller Gesundheit und sexueller Rechte von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden von Ärzte für sexuelle Gesundheit unterstützt. Im Bereich der sexuell übertragbaren Infektionen (STI) unterstützt der Verein die Ziele des Nationalen Projektes für HIV und anderer STI (NPHS) vom Schweizerischen Bundesamt für Gesundheit. Aefsg ist es besonders wichtig, dass bei Menschen in der Schweiz sexuell übertragbare Infektionen (STI) frühzeitig erkannt (diagnostiziert) und rechtzeitig behandelt werden. Er wendet sich gegen die Tabuisierung und die Stigmatisierung von Menschen mit STI (inkl. HIV) sowie anderen sexuellen Problemen.
Unsere Statuten können Sie hier als PDF herunterladen:Statuten 2022
Geschichte
Über 30 Jahre sind seit Gründung des Ärztevereins «Aids Aufklärung Schweiz» (AAS), heute «Ärzte für sexuelle Gesundheit», vergangen. Ärzte aus der ganzen Schweiz, die die Stop Aids Kampagne kritisierten, gründeten die AAS. Sie forderten eine grundlegende Änderung der Aidspräventionsstrategie, was nicht auf viel Gegenliebe stiess. Die Gegenreaktion von BAG und AHS kam prompt und heftig, leider meist nicht sachbezogen daher. Wegen ihrer Kritik an der offiziellen Stop-Aids-Kampagne ist die AAS seinerzeit auf zähen Widerstand gestossen. Konkurrenz um die reichlich fliessenden Bundesgelder dürften ein wesentliches Motiv dafür gewesen sein. (siehe Prof. A. De Weck, Direktor des Instituts für klinische Immunologie der Universität Bern, Le Nouveau Qotidien vom 6.8.1992). Selbst noch 2013 wurde «Dr. Sexual Health» angefeindet. Offenbar verhinderten Vorurteile und Konkurrenzdenken anderer NGO noch immer ein gemeinsames Vorgehen. Dr. Sexual Health wünschte sich schon damals eine breite Kooperation aller auf diesem Gebiet tätigen Organisationen.
HIV/Aids hat an Bedeutung verloren und die sexuelle Gesundheit ist mehr in den Fokus der Gesundheitsprävention gelangt. Deshalb der Verein seine Ziele und Tätigkeiten auf die sexuelle Gesundheit erweitert und wurde folgerichtig umbenannt in: 2013 «Dr. Sexual Health, Ärzte für sexuelle Gesundheit Schweiz» und ohne andere Änderung der Statuten 2019 auf den passenderen Namen «Ärzte für sexuelle Gesundheit». Der Name des Vereins wurde in Anlehnung an die allgemeine Definition der Weltgesundheitsorganisation für sexuelle Gesundheit und sexueller Rechte gewählt: Der Fokus liegt auf den aktuell brennenden Problemen der sexuellen Gesundheit. (siehe Leitbild Dr. Sexual Health 2012) PDF de / PDF fr
Das Kernanliegen von «Dr. Sexual Health, Ärzte für sexuelle Gesundheit» ist Aufklärung und Bildung im Bereich der sexuellen Gesundheit. Sexuelle Gesundheit beinhaltet eine positive Einstellung zur menschlichen Sexualität und die Pflege der sexuellen Gesundheit sowie persönlicher Beziehungen und Liebe.» (Leitbild 2012)
Die Aids Aufklärung Schweiz erlangte Anfang der 2000er Jahre bei der UNO den Status einer NGO in Special Consultative Status with the Economic and Social Council of the United Nations. Die AAS schloss sich auch inhaltlich der UNAIDS an; zum Beispiel 2011 der Kampagne UNO-Vision 2011 bis 2030 „How go to Zero: Faster Smarter Better. = Zero New HIV Infektions. Zero Diskrimination Zero AISD-Related Deaths.“
Ebenfalls 2011 übernahm die AAS die Präventionsvorschläge der ECDC, nämlich den HIV-Test auf Initiative des Arztes * und die freiwillige Partnerinformation**, wie sie das BAG ebenfalls unterstützte. (*Roger Staub, BAG, Der HIV-Test auf Initiative des Arztes/der Ärztin. BAG Bulletin vom 15.5.2015 , **Roger Staub, BAG, Freiwillige Partnerinformation, der Schlüssel zu Menschen mit asymptomatischen STI. Schweizerische Ärztezeitung 2012;93: 41)
Tempora mutantur, nos et mutamur in illis, lateinisch für «Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns in ihnen».
«Ärzte für sexuelle Gesundheit» sind wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG), der Aids-Hilfe Schweiz und «Sexuelle Gesundheit Schweiz» mit der Zeit gegangen und haben ihre Ziele und Tätigkeiten den wissenschaftlichen Erkenntnissen und der kulturellen Entwicklung angepasst. Manchmal schloss sich die AefsG der «Eidgenössischen Kommission für sexuelle Gesundheit» (EKAF, heute EKSI) an, wie z.B. dass HIV-infizierte Menschen unter korrekter ART nicht mehr infektiös sind; manchmal die Stop-Aids-Kampagne den Testempfehlungen unseres Vereins. So kommt es, dass zwischen den Empfehlungen des BAG und der AefsG mehr inhaltliche Gemeinsamkeiten als Unterschiede bestehen. So unterstützt die AefsG die Roadmap der EKSI (2022) und die Love Life Kampagne.
Die AefsG strebt denn auch eine bessere Kooperation mit den anderen Shakeholdern für sexuelle Gesundheit an.
Laden Sie die ausführliche Geschichte mit den Hintergründen „Trotz Diskriminierung: Wir bleiben am Ball“ als PDF herunter: Schweizerische Ärztezeitung 01/2020